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Strategieklausuren erfolgreich moderieren

Aktualisiert: 2. Jan.

Von der Problemanalyse zum konkreten Fahrplan

Büromeeting durch eine spiegelnde Glasscheibe hindurch gesehen.

Strategieklausuren erfolgreich moderieren ist eine Kunst, die weit über klassische Moderationstechniken hinausgeht. Als zentrale Instrumente der Organisationsentwicklung schaffen diese strukturierten Auszeiten vom Tagesgeschäft den notwendigen Rahmen für nachhaltige Veränderungsprozesse. Der Erfolg solcher Klausuren hängt dabei wesentlich von der professionellen Moderation ab.


Strategieklausuren erfolgreich moderieren: Fundamente und Prozessgestaltung


Die richtige Vorbereitung

Das Setting einer Strategieklausur ist erfolgsentscheidend. Tagungshotels außerhalb des Unternehmens bieten den notwendigen Abstand vom Alltagsgeschäft und ermöglichen konzentriertes Arbeiten. Entscheidend sind dabei nicht nur Kostenfaktoren, sondern vor allem Ambiente und Arbeitsatmosphäre. Zum Beispiel ein Tagungshotel mit separaten Arbeitsbereichen für Kleingruppen und inspirierendem Naturumfeld, beispielsweise in den Bergen, der Lüneburger Heide oder an der Küste.


Die zeitliche Gestaltung muss dem Prozess angemessen sein. Dreitägige Klausuren ermöglichen eine optimale Entwicklung der Gruppendynamik. Wenn dies nicht realisierbar ist, können auch eintägige Formate zielführend sein - hier gilt: Besser ein Tag intensive Arbeit als gar keine strategische Auszeit.


Gruppenzusammensetzung und Prozessarchitektur


Die Teilnehmerstruktur spiegelt die betriebspolitische Kultur des Unternehmens wider. Manche Betriebe präferieren getrennte Workshops für Management und Betriebsrat, um beiden Seiten Raum für offene interne Strategiediskussionen zu geben. Andere setzen von Beginn an auf gemeinsame Formate im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Als Moderator stelle ich mich flexibel auf beide Konstellationen ein: Bei getrennten Workshops liegt der Fokus auf der Entwicklung tragfähiger Verhandlungspositionen, bei gemeinsamen Formaten steht die Entwicklung geteilter Ziele und Lösungswege im Vordergrund.


Methodische Vielfalt gezielt einsetzen


Der systematische Einsatz verschiedener Moderationsmethoden strukturiert den Prozess und aktiviert unterschiedliche Perspektiven. Hier ein paar Beispiele:


  • Open Space eignet sich für die initiale Problemanalyse

  • World Café fördert den breiten Austausch in größeren Gruppen

  • Die Walt-Disney-Methode hilft bei der systematischen Ideenentwicklung

  • Strategische Aufstellungen machen Beziehungsgefüge sichtbar


Beispiel: Bei der Einführung eines KI-gestützten Recruitingsystems kann die Walt-Disney-Methode dabei helfen, sowohl visionäre Potenziale als auch kritische Einwände systematisch zu bearbeiten.


Die Rolle des Moderators


Flexibilität und klare Führung


Professionelle Moderation erfordert situative Flexibilität bei gleichzeitiger Ergebnisorientierung. Der Moderator muss spontan auf Gruppenprozesse reagieren können, ohne das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren.


Herausforderungen erkennen und meistern


Erfahrene Moderatoren antizipieren typische Herausforderungen. Wenn sich beispielsweise in einer Klausur zur digitalen Transformation fundamentale Skepsis gegenüber KI-Systemen zeigen sollte, muss zunächst diese Grundsatzfrage geklärt werden, bevor der Weg für konkrete Vereinbarungen frei ist.


  • Ausschweifende Diskussionen, einfangen, Zusammenfassen und in den roten Faden reintegrieren.

  • Unrealistische Zielsetzungen frühzeitig adressieren, denn der eigentliche Erfolg einer guten Strategieklausur zeigt sich erst in der anschließenden Umsetzung.

  • Vermeidungsverhalten bei konkreten Festlegungen durch klare Prozessführung überwinden und klare Vereinbarungen und Festlegungen treffen.

  • Grundsätzliche Konflikte priorisieren und vorrangig bearbeiten.


Prozesssteuerung und Ergebnisorientierung


Die zentrale Aufgabe des Moderators ist die Balance zwischen Prozess- und Ergebnisorientierung. Dies bedeutet:


  • Den roten Faden auch in komplexen Diskussionen sichtbar halten

  • Ausschweifungen einzufangen ohne kreative Prozesse zu blockieren

  • Ziele und Zeitplan der Klausur transparent kommunizieren

  • Bei Bedarf auch Diskussionen abbrechen oder vertagen


Die Moderation muss dabei den Mut haben, auch unangenehme Themen anzusprechen - den sprichwörtlichen "Elefanten im Raum". Nur wenn grundlegende Hindernisse offen adressiert werden, können nachhaltige Lösungen entstehen.


Erfolgsfaktoren für nachhaltige Ergebnisse


Vom Konzept zur Umsetzung


Strategieklausuren müssen in konkrete Handlungsschritte münden. Entscheidend sind dabei:


  • Realistische Priorisierung der entwickelten Maßnahmen

  • Klare Verantwortlichkeiten und Zeitpläne

  • Definierte Meilensteine und Erfolgsindikatoren

  • Vereinbarte Follow-up-Termine


Beispiel: Eine paritätische Arbeitsgruppe nach §28a BetrVG kann die Klausurergebnisse in eine verbindliche Betriebsvereinbarung überführen und deren Umsetzung begleiten.


Nachhaltige Verankerung im Unternehmensalltag


Der eigentliche Erfolg einer Strategieklausur zeigt sich in der nachhaltigen Implementierung der Ergebnisse. Professionelle Moderation schafft dafür die Voraussetzungen:


  • Realistische Einschätzung der Umsetzungsressourcen

  • Berücksichtigung aller relevanten Stakeholder

  • Entwicklung tragfähiger Kompromisse

  • Etablierung verbindlicher Reviewprozesse


Die Kunst der Moderation liegt letztlich darin, den Rahmen zu schaffen, in dem die Expertise aller Beteiligten optimal zur Geltung kommt. Nur so entstehen Lösungen, die von allen getragen und aktiv umgesetzt werden.


Der Autor ist Experte für Arbeitsbeziehungen mit Schwerpunkt KI-Implementation. Er begleitet Unternehmen und Betriebsratsgremien bei der compliancegerechten Einführung von KI-Systemen und der Gestaltung nachhaltiger Transformationsprozesse.

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